Schritte stampften in den Raum. Ich konnte sie hören, aber
nichts sehen, denn ich lag mit dem Rücken zur Tür.
„Hey kann einer von euch erkennen, was da vorne vor sich
geht?“, rief eine Stimme über mir.
Wir lagen nicht alle mit dem Rücken zur Tür, soviel wusste
ich, aber die meisten von starrten den gesamten Tag nur die Wand an und mussten
sich mit den sparsamen Informationen begnügen, die die oberen mit uns teilten.
„Schon wieder eine neue Tüte!“, kam es von ganz oben. Ein
schweres Stöhnen ging durch den Stapel und nach dem kurzen Rascheln einer Tüte
merkte ich, dass das Gewicht, welches auf mir lastete noch schwerer wurde.
Oben brach Gemurmel los. Das war immer so, wenn neue ankamen.
Jeder wollte wissen wer die neuen waren.
Wie hießen sie?
Wie alt waren sie?
Wie dick waren sie?
Wie klebriges Baumharz, das zäh an einem Baum
herunterwanderte, sickerten die Informationen langsam zu mir durch. Bei mir
kamen sie immer als letztes an, denn ich lag ganz unten.
Harry Potter, der schon fast ein Jahr über mir lag, wisperte
plötzlich aufgeregt in meine Richtung:
„Hey Twilight 2 du wirst es nicht glauben, wer oben auf dem
Stapel liegt….“
„Nach dem Gewicht zu urteilen würde ich sagen die komplette
Brockhaus-Enzyklopädie.“, antwortete ich sarkastisch. Ich weiß eigentlich
sollten Bücher nicht sarkastisch sein, vor allem ich nicht, wo ich doch
allgemeinhin als Liebesroman galt, aber
bis zum letzten Monat hatte noch Hummeldumm unter mir gelegen und ich
hatte mir so einiges von ihm abgeguckt.
Harry Potter seufzte nur ergeben.
„Nein, du Dummbuch. Twilight 1 und 3 sind oben.“
Nun wurde auch ich hibbelig. Wenn Twilight 1 oben war und
unserer Leserin gefiel, dann bestand tatsächlich eine reelle Chance bald den
verhassten Stapel zu verlassen und mit meiner Familie ins Regal gestellt zu werden.
„Ich werde dich vermissen, Kumpel.“, gab Harry Potter
traurig von sich.
Nicht mal zwei Wochen später war es soweit. Meine Leserin
kramte mich aus dem Stapel. Ein Aufschrei ging durch die anderen, weil die
Reihenfolge einfach achtlos geändert wurde. Einige giggelten erleichtert, weil
sie im Stapel plötzlich weiter oben lagen, andere schimpften empört, weil sie
nach unten gewandert waren.
Ich hörte ihnen nicht zu, sondern plusterte mich soweit auf,
wie ich konnte.
Ich wusste, dass meine Leserin dicke Bücher mochte, deswegen
versuchte ich möglichst dick auszusehen.
Zärtlich strich sie mir mit ihren Fingern über das Cover und
ein Schauer durchlief mich. Blad war es soweit.
Ich würde gelesen werden.
Es war ein erhebendes Gefühl, wie sie sanft meine Seiten
umblätterte und einfach nicht genug von mir kriegen konnte. Leider war die Zeit
viel zu kurz und ich war fast schon ein wenig traurig, als meine Leserin mit
einem Seufzen meine letzte Seite umblätterte.
Dann wurde ich in das Regal gestellt und meine Schwester
Twilight 1 schmiegte sich vertraut an mich.
Von hier konnte ich den Stapel sehen und war froh, dass
diese Zeit vorbei war.
Hallo,
AntwortenLöscheneine wundervolle Geschichte und ein Happy End für Twilight 2 :)
Tintengrüße von der Ruby